Die nächste U beim Kind steht an. Ich bin einfach die perfekt vorbereitete Mutter für dieses bedeutungsschwangere Event. Am Vorabend wird das Kind gebadet, Fußnägel geschnitten, sogar der kleine Krumpelige, den wir als harmoniesüchtige Eltern ab und an „vergessen“. Am Tag der kindlichen Leistungskontrolle wird der neue Pullover angezogen, der einfach so unfassbar niedlich am kleinen Kerl aussieht. Auf dem Weg zum Kinderarzt benenne ich nochmals alle Primär- und Sekundärfarben und gebe eine kleine Einführung im Bereich Quantenphysik. Voller Stolz betrete ich die Praxis im Wissen, eines der klügsten, talentiertesten und hübschesten Kinder dieser Welt mitzubringen. Sehet, höret, staunet. Ich lächle siegessicher und erwarte mit Vorfreude die große Show.

Dann kommt die Kinderärztin in den Behandlungsraum und…

… spricht mit meinem Kind.

Der nicht optimal gelaunte Nobelpreisträger von morgen nuschelt auf moderates Anrempeln meinerseits halbunverständliche Sätze zurück, bemüht sich stets die von der Ärztin vorgeschlagenen Leibesübungen mit Bravour zu erledigen, also gar nicht. Währenddessen fragt er mich drölf Mal, ob er nachher PJ Masks schauen kann und ob er zur Belohnung auch gleich noch ein Überraschungsei darf.
„Haben!“, „Bitte!“ grunze ich und verfolge den ärztlichen Stift im Sprachentwicklungs-Abschnitt. Freundlicherweise stellt sie uns dieses Mal dann gar nicht die Todesfrage nach Medien- und Zuckerkonsum.

Eine halbe Stunde später…

Wir verlassen die Praxis. Mein Kind spricht plötzlich zwei Fremdsprachen, rattert das Periodensystem hoch und runter, macht einen Back-Flip und erfindet einen neuen Corona-Impfstoff.

Kennt ihr dieses Gefühl? Ist das so ein Selbstbewusstseinsmanko-Ding der Mutter? Ich frag‘ für eine Freundin. 😜