
So. Heute ist Muttertag. Also ehrlich gesagt mache ich mir ziemlich wenig aus diesem Tag. Mitsamt ganzem Brimborium. Und wäre die temporäre Aufgeregtheit meiner Kinder nicht, würde ich das ganze gern unter den Tisch fallen lassen. Okay, ich gebe zu, gerne auch unter den liebevoll gedeckten Frühstückstisch.
Aber sind wir mal ehrlich. So unglaublich anders ist nun dieser zweite Sonntag im Mai auch nicht. Im Vergleich zu all den übrigen Sonntagen im Jahr. Nur, dass ich heute irgendwie dankbar sein muss. Ein bisschen wie am Valentinstag. Statt dankbar hier dann bitte verliebt. Und an Silvester so eine Mischung aus melancholisch und freudig erwartend. Boah. Das stresst mich schon ein wenig. Von den beiden letzteren mache ich mich komplett frei. Aber seien Sie mal überzeugend undankbar, wenn da vor Ihnen vor Stolz fast platzende, kleine Menschen stehen, um Ihnen diverse Basteleien zu überreichen. Die Bastelergebnisse vom Sohn bekam ich im übrigen schon vor zwei Tagen wenig feierlich von der Erzieherin überreicht. „Hier! Für Sie!“ Fast wäre ich sentimental geworden. Einzig und allein die Frage, wo ich all diese selbstgebastelten Teelichtgläser und das bemalte Porzellan aufbewahren würde, um mein Dekokonzept nicht fundamental zu stören, hielten mich davon ab, in Tränen der Rührung auszubrechen. Oder so ähnlich.
Wie es sich für eine gute Mutter gehört, habe ich all die Dinge daheim versteckt, um sie dann am besagten Tag wieder ganz zufällig ans Licht und in die kindliche bzw. väterliche Reichweite zu bringen. Sinnvollerweise auch direkt neben die Servietten. Und den Prosecco. Vergessen Sie bloß nicht den Prosecco!
Seit sieben Jahren „feiere“ ich im übrigen nun schon. Ich kann mich sehr genau an den ersten Muttertag erinnern. An die Gespräche mit den Frauen aus der Geburtsvorbereitung ein paar Tage zuvor. Muttertag. Wahnsinn. Wir sind jetzt also echte Mütter.
Und was habe ich dann gefühlt am Morgen dieses ersten sensationellen Muttertags?
Nüscht viel.
Kind 1 war dreieinhalb Monate alt. Und bedankte sich seiner Zeit noch nicht mit Teelichtgläsern oder angemalten Tassen. Es gab noch nicht mal ein bedeutungsschwangeres Gedicht.
Ich glaube, ich war wirklich sehr müde damals. Und auf Knopfdruck nicht einmal dankbar für den Erdbeerkuchen in Herzform vom Bäcker des Vertrauens. Den der frischgebackene Vater besorgt hat. Ich spürte in mich hinein und fühlte… nichts. Außer Hunger vielleicht. Also alles ganz normal.
Sieben Jahre Mama…
Laut einer Studie, die ich im Internet gefunden habe, benötigt ein Kind ca. 5000 Windeln bis es trocken ist. Bei zwei windelfreien Kindern und einem, das gerade etwa halb so alt ist wie der durchschnittlich Sauberwerdende, ergeben das 12500 Windeln. Wenn ich davon ausgehe, dass es in den Windeljahren trotz engagiertem, aber eben dennoch vollzeitarbeitenden Vater etwa zu 80% meine Aufgabe war und ist, ergeben das:
10000 Windeln, die ich als Mama gewechselt habe. Windel Nr. 10001 folgt in wenigen Minuten.
Zusammengerechnet habe ich bereits dreieinhalb Jahre gestillt.
Ich nahm mindestens dreißigmal teil, wenn es wieder hieß: Große Ärsche auf kleinen Stühlen (Elterninitiative, Kindergarten, Schule und Mittagsbetreuung sei Dank). Ach nein, warten Sie, der Mann war auch auf zwei dieser Veranstaltungen. 😉
Ich habe ca. 900 Brotzeitdosen befüllt. Ooookey, ich sehe den schiefen Blick des Mannes schon vor mir. Manchmal in Teamarbeit.
Elf Kindergeburtstagspartys er- und vor allem überlebt.
Ich habe ca. 575 Mal kleine Finger- und/oder Fußnägel geschnitten. Oder den Vater dazu genötigt, es zu tun. Väter scheinen mir generell auf eine bizarre Art und Weise fingernagellängenblind zu sein. Zumindest bei Kindern. Hat diese Fingernagellängenblindheit eigentlich schon mal jemand erforscht?
Außerdem habe ich bestimmt rund 400 Mal während des Schneidens mit einem Anruf vom Jugendamt gerechnet.
Ich habe fünf Mal durchgeschlafen.
Und sechs Vatertage organisiert.
Was mich gleich erwartet: Frühstück um 6:15 Uhr. Die Kinder haben 15 Minuten kürzer geschlafen als sonst und können es nun nicht mehr erwarten, die selbstgebastelten Geschenke zu überreichen. Möglicherweise folgt Frühstück am Bett. Was ich unglaublich gerne mag. Wennnnn… ja wennnnn… alle ordentlich essen würden. Nicht krümeln und keine Milch verkleckern würden. Wenn das Krabbelkind nicht meinen Kaffee umwürfe. Und alle dann zusammen die ganzen Sachen wieder in die Küche schleppten, Leintücher waschen und das Schlafzimmer grundreinigen würden. Ich schwöre Ihnen, ich würde es lieben.
Vielleicht lesen Sie heraus, dass ich nicht der allergrößte Muttertagsfan auf dieser Erde bin. Aber ich bin schon dankbar. Ich liebe mein Leben. Auch wenn ich so oft schimpfe. Und genervt bin. Mit mütterlichen Argumenten und Sachen um mich werfe. Ich möchte kein anderes als das mit diesen vier Mitbewohnern. Und ich bin zuversichtlich: Langfristig kann man bei ihnen ja sicherlich noch charakterliche sowie das Benehmen oder den Fleiß betreffende Optimierungen vornehmen…
An dieser Stelle möchte ich auch noch meiner Mama von ganzem Herzen Danke sagen. Für das, was sie immer getan hat für mich und noch immer tut. Ach ja Mama, ich kann durchaus nachvollziehen, solltest du früher in Wahrheit nicht vor Freude explodiert sein über farbige Fußabdrücke, die Zwei-Zentimeter-Haarsträhne oder allerlei andere fragwürdigen Basteleien. Wenn ich damit richtig liege (wovon ich bei meinem Basteltalent durchaus ausgehe), hast du das unglaublich souverän überspielt. Und mir trotzdem immer ein ganz wunderbares Gefühl gegeben. Ich liebe dich. ♥
Passend zum Muttertag hat mir meine Große vor ein paar Tagen übrigens auch noch was Nettes gesagt.
Wenn ich groß bin, möchte ich genau so eine Mama werden wie du.
Ich schmelze dahin. Und bin schon auch ein wenig stolz auf mich.
Warum mein Schatz?
(Rhetorische Frage. In Erwartung einer töchterlichen Liebesbekundung…)
Dann kann ich auch drei so tolle Kinder haben.
Touché!
Und jetzt wird gerockt!! Im Schwimmbad, auf dem Indoor-Spielplatz. Oder da, wo Mütter halt einfach gerne abhängen. An Tagen wie diesen. Sie wissen schon. Einen wunderbaren Muttertag Ihnen allen!

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